Zwischen allen Stühlen

Lange Zeit schwankte Althoff zwischen praktischer Tätigkeit und einer wissenschaftlichen Laufbahn. Sein Freund Ludwig von Cluny bot ihm 1878 eine Reichstagskandidatur in Solingen an. Cluny knüpfte daran die Bedingung, dass Althoff Bismarck im Kampf gegen die Sozialdemokratie unterstützte. Althoff lehnte vermutlich ab, weil er ein Parteiverbot der SPD nicht wollte.

Althoff selbst stand eher dem süddeutschen Liberalismus nahe. 1878 missbilligte er Bismarcks Kulturkampf, in dem es um eine Trennung von Kirche und Staat und um die Einführung der Zivilehe ging. Althoff wünschte im Sommer 1879 einen Wahlerfolg der Liberalen, damit „Deutschland nicht um all seine Freiheiten gebracht wird“. Seit den 1880er Jahren tendierte er zu den konservativen Liberalen.

Doch er gehörte keiner Partei an: So konnte er alle für seine Ziele einsetzen. Althoff vermied jede offene Parteinahme, was ihn nicht daran hinderte, andere danach zu befragen. Aus seinen Äußerungen und Schriften ist nicht immer zu entnehmen, wie er dachte. Zu seinen Ratgebern und Vertrauten gehörten einige einflussreiche nationalliberale Parlamentarier (Ludwig von Cluny, Henry Theodor Böttinger und Robert Friedberg), aber auch Freisinnige und Zentrumsabgeordnete.

Die Katholiken wollte Althoff mit dem protestantisch geprägten Reich versöhnen und die Fehler des Kulturkampfs vergessen machen.

Sein Verhältnis zur Sozialdemokratie ist unklar. Soweit die Sozialdemokratie revolutionäre Ziele verfolgte, lehnte er sie ab, den nicht von Marx und Engels geprägten Flügel wollte er für das Reich gewinnen. So besetzte er die Lehrstühle mit Nationalökonomen, die sich für eine staatliche Sozialpolitik einsetzten. Althoffs Anteil an der Maßregelung des Berliner Privatdozenten der Physik, Dr. Leo Arons, der wegen der Zugehörigkeit zur SPD an einer wissenschaftlichen Karriere gehindert wurde, ist noch nicht aufgearbeitet.

Antisemitismus lehnte Althoff schroff ab, 1896 urteilte er: „Politischer Antisemitismus ist der Sozialismus der Dummköpfe.“

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